Ein*e Podcasteri*in hat bei der Produktion einer neuen Folge viele Funktionen gleichzeitig inne: Sie oder er ist Redakteur*in, Moderator*in, Aufnahmeleiter*in und Tontechniker*in einer Person. Gerade im Hobby- oder semi-professionellen Bereich wird sich daran auch zunächst erst einmal nichts ändern. Viele Podcasts starten als Ein-Mann/Frau-Show – das ist einerseits toll, da ich als Podcaster*in wirklich alles selbst in der Hand halten und steuern kann, andererseits aber auch herausfordernd, weil ich es eben auch selbst in der Hand halten und steuern muss. In dieser Artikelserie möchte ich Tipps und Arbeitsabläufe weitergeben, die mir bei der Produktion meiner Podcasts geholfen habe. Ich werde dabei nicht streng chronologisch entlang der Produktionskette einer Folge entlanggehen, damit sich diese Reihe nicht nach Stundenplan anfühlt. Am Ende jedes Artikels werde ich aber eine Übersicht aller bisher erschienenen Text beifügen, in der die Beiträge in der Produktionsreihenfolge angeordnet sind.
Zum Start dieser Reihe stelle ich ein kostenloses Werkzeug vor, dass mich seit dem Start von Staatsbürgerkunde in 2012 begleitet. Es heißt Worfklowy und ist ein Outliner – also ein Programm, mit dem Informationen in einer Gliederung dargestellt und sortiert werden können. Stellen Sie sich das einfach vor wie den Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit oder eines Sachbuchs. Zu jedem großen Kapitel gibt es Unterkapitel, die wieder eigene Abschnitte haben oder noch weiter in einzelnen Themenblöcke unterteilt sind. Das Tolle an Workflowy ist, dass man die einzelnen Gliederungspunkte (Workflowy nennt diese „Nodes“) beliebig verschieben und neu in die Struktur hängen kann. Wer schon einmal versucht hat, dasselbe in einem Textverarbeitunsprogramm zu tun, weiß, wie schwierig das sein kann. Nicht in Workflowy, hier macht das Strukturieren von Inhalten Spaß wenn eine Node doch besser woanders aufgehoben ist, ist sie schnell verschoben:
So können Sie nicht nur Ihre Überlegungen für den Start Ihres Podcasts planen – auch der Inhalt und der Ablauf einzelner Folgen lassen sich damit wunderbar in eine Form gießen. Hier sehen Sie z.B. meine Planung für die „Staatsbürgerkunde“-Folge Ausreise I:
Ob Fragen, Hintergrundinformationen zu Ihren Gästen oder Hinweise, die Sie am Ende der Folge nicht vergessen dürfen: Was immer Ihnen wichtig erscheint, tragen Sie an die passende Stelle Ihrer Struktur ein. Sie können sogar einzelne Nodes mit allen Unter-Nodes anderen zugänglich machen, so dass z.B. Ihre Gäste direkt an der Folge mitarbeiten können oder schon mal einen Blick auf den Ablauf der Sendung werfen können. Klicken Sie dazu einfach auf den runden Bullet-Point vor einer Node und wählen Sie „Share“ aus. Nun können Sie einstellen, wer Zugriff auf diese Node haben soll und welche Recht er oder sie bekommen soll. Für einige Optionen ist ein kostenpflichtiger Pro-Account notwendig. Ich komme aber immer noch wunderbar mit der freien Variante zurecht.
Ein Feature möchte ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten. Es erleichtert die Arbeit vor allem für Formate, die eine wiederkehrende Struktur haben, die sich jede Folge wiederholt. Statt jedes Mal alle Rubriken und Segmente einer Folge neu anzulegen, können Sie entweder eine bestehende Struktur über das Bullet-Point-Menü duplizieren und an die neue Position schieben – oder sich elegant eine Schablone, ein Template, dieser Struktur anlegen, die Sie dann mit nur einem Klick als neue Blaupause für die kommende Folge einfügen können.
Für den Podcast Tasty MTG, den ich zusammen mit Geis produziere, habe ich ein solches Template angelegt. Wir sprechen darin über das Spiel Magic the Gathering. Regelmäßig erscheinen neue Erweiterungen und wir haben für die Besprechungen dieser „Expansions“ ein Konzept entwickelt, dass wir immer wieder aus der Schublade holen können und mit den aktuellen Inhalten füllen können. Und so sieht das aus:
Diese Struktur liegt jedem Set-Review zugrunde. Die Emojis habe ich zur besseren Übersicht eingefügt und den Hauptrubriken deutlich erkennbare Nummern verpasst. Wichtig ist oben das #template hinter dem Titel der Node. Das erzeugt den Code, der darunter angezeigt wird. Kopieren Sie diesen und fügen Sie ihn an einer beliebigen Stelle Ihrer Struktur ein. Es entsteht ein Button, der mit jedem Klick eine Node mit der definierten Struktur erstellt – so viele und so oft Sie wünschen.
Probieren Sie einfach mal ein wenig rum in Workflowy. Es ist ein sehr mächtiges Werkzeug und ich bin sicher, es kann auch Ihren Arbeitsablauf bei der Sendungsplanung und -vorbereitung positiv beeinflussen. Es gibt Workflowy übrigens auch als Desktop-App für Mac, Windows und Linux und als Mobile-App für iOS und Android.
Ich hoffe, Ihnen hat dieser Artikel gefallen.Teilen Sie ihn gerne und schreiben Sie mir, welche weiteren Einsteiger-Tipps ich in kommenden Texten behandeln soll.
Bisher erschienen
- Folgenplanung mit Workflowy
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